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Tierversuche

Jede Minute sterben 4 Versuchstiere in Deutschland

Artikel vom 26.08.2005

Laut aktueller Statistik wurden im Jahr 2003 zirka 2,1 Millionen Versuchstiere in Deutschland für die Forschung „verbraucht“. Das ergibt eine erschreckenden Tötungsrate von vier Versuchstieren pro Minute oder alle 15 Sekunden der Tod eines Versuchtieres im Namen der Forschung.

Wenn es nach Verbraucherministerin Renate Künast ginge, würden Tierversuche nach Möglichkeit ganz ersetzt werden. So zumindest äußerte sich die Ministerin zur Eröffnung des 5. Weltkongresses für Alternativen zum Tierversuch in Berlin. „Wir müssen uns fragen: Wo sind Tierversuche wirklich notwendig, um unser Leben sicherer zu machen?“
In Berlin diskutieren 850 internationale Experten, wie die Forschung zukünftig ohne Affen, Hunde, Kaninchen und Ratten auskommen kann.

Im Rahmen der Veranstaltung zeichnete Renate Künast den Toxikologen Christoph Helma von der Universität Freiburg mit dem mit 15.000 EUR dotierten Tierschutzforschungspreis aus. Der Freiburger Forscher hat eine Datei entwickelt, in der Krebs erregende Stoffe gespeichert werden. Dank dieser Datenbank können viele Tierversuche bereits im Vorfeld vermieden werden.

Tierschutzorganisationen stellten anlässlich des Kongresses eine gemeinsame Resolution vor. Darin wird unter anderem gefordert, dass weltweit auf Versuche an Affen verzichtet wird. Die Tierschutzorganisationen zeigten sich besorgt darüber, dass die Entwicklung von Alternativenforschung und ihrer Anerkennung nur schleppend vorangingen. Eine Verzögerungstaktik, die EU-weit jedes Jahr immerhin 10 Millionen Versuchstieren das Leben kostet.

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Tabakforschung - Ratten zum Rauchen gezwungen

Von Dr. Corina Gericke 09.03.2005

Dass Tabakrauchen Lungenkrebs und zahllose andere Leiden hervorruft, ist nun wirklich nicht neu und dass Tierversuche zur Entwicklung von Tabakerzeugnissen in Deutschland verboten sind, auch nicht. Dies hält große Tabakkonzerne in aller Welt jedoch nicht davon ab, ihre Produkte in endlosen Tierversuchsreihen zu testen. Auch in Deutschland dürfen solche Tierversuche durchgeführt werden, wenn man behauptet dadurch die Schäden des Zigarettenkonsums verringern zu wollen. Unerwünschte Resultate verschwinden allerdings gleich in der Schublade.

Britische Wissenschaftler fanden heraus, so berichtet das Fachblatt »Lancet«, dass Tabakgigant Philip Morris zwischen 1981 und 1989 nicht weniger als 800 Studien zum Passivrauchen durchführen ließ (1). Veröffentlicht wurden allerdings nur solche, deren Aussagen als industriefreundlich einzustufen waren. Auftragnehmer war die Firma Infibo in Köln, Philip Morris Research Laboratories GmbH (1).

In unserer Datenbank haben wir mehrere Arbeiten dieser Firma dokumentiert, bei denen Ratten zum Teil wochenlang zum Rauchen gezwungen wurden - die letzte stammt aus dem Jahr 2004 (2).

In zwei Stellenannoncen im Deutschen Tierärzteblatt aus den Jahren 2003 und 2004 (3) sucht das Kölner Labor Tierärzte zur »Auswertung experimenteller inhalationstoxikologischer Studien«. Die sinnlose Tierquälerei geht also unvermindert weiter. Sie leiste »einen Beitrag zum allgemeinen wissenschaftlichen Verständnis der gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens« heißt es in der Selbstdarstellung der Firma. »Es sollen Ansätze gefunden werden, mittels derer sich diese Auswirkungen möglicherweise verringern lassen«.

Es ist kaum fassbar, dass für solche Binsenwahrheiten empfindsame Lebewesen leiden und sterben müssen. Dass solche Versuche überhaupt von einer deutschen Behörde genehmigt werden, ist möglich, weil sowohl Genehmigung als auch Durchführung von Tierversuchen unter absolutem Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen. Anderenfalls wäre mit erheblichem Widerstand gegen diese Art der Forschung zu rechnen.

Mit Bevölkerungsstudien über die »gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens« könnte man inzwischen ganze Bibliotheken füllen. Wir wissen heute: Tabakrauch ist die Hauptursache für mehr als 40 schwerwiegende, zum Teil tödlich verlaufende Krankheiten. Mindestens 140.000 Menschen sterben allein in Deutschland jährlich an den Folgen ihres Lasters. Dazu kommen 400 Nichtraucher, die an Lungenkrebs sterben und auf das Konto der Raucher gehen.

Seit 1964 erscheint jährlich ein Bericht der obersten amerikanischen Gesundheitsbehörde (»Surgeon General's Report on Smoking and Health«), der den aktuellen Wissensstand zu den Folgen des Rauchens, basierend auf Humanstudien, zusammenfasst. Die neusten Erkenntnisse aus dem 900 Seiten starken Bericht von 2004: Die Folgen des Nikotinkonsums sind noch weitaus schlimmer als bisher angenommen. Grauer Star, Lungenentzündung, Leukämie und Krebs an Niere, Bauchspeicheldrüse, Magen und Gebärmutterschleimhaut sind die neusten Ergänzungen auf der Liste der Raucherleiden (4). Schon 1991 konstatierte die damalige Leiterin der amerikanischen Gesundheitsbehörde: »Das Rauchen und seine Folgen ist das am besten dokumentierte Krankheitsbild, das jemals in der Geschichte der Humanforschung untersucht wurde« (5).

Wozu dann also Tierversuche, deren Ergebnisse noch dazu nicht auf den Menschen übertragbar sind? Übrigens bezweifelte man noch in den 50er Jahren die schädliche Wirkung des Tabaks, nicht zuletzt aufgrund irreführender Tierversuchsresultate.

Philip Morris möchte »Ansätze« finden, um die »Auswirkungen möglicherweise zu verringern« Wie löblich. Die beste (und einzige) Möglichkeit, die Auswirkungen zu verringern, liegt auf der Hand, ist nämlich nicht zu rauchen. Doch das ist natürlich nicht im Interesse des Konzerns. So werden weiter Ratten in sinnlosen Versuchsreihen gequält.

Dr. med. vet. Corina Gericke

Literatur
(1) Spiegel Online 12.11.04 http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,327539,00.html
(2) Carcinogenesis 2004: 25(2), 169-178 (In der Datenbank unter Bereich »Tabakforschung« zu finden)
(3) Deutsches Tierärzteblatt 09/03 und 12/04
(4) The Health Consequences of Smoking - A Report of the Surgeon General 2004 http://www.cdc.gov/tobacco/sgr/sgr_2004/pressrelease.htm
(5) British Medical Journal 1991, 330: p732

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2,1 Millionen tote Versuchstiere

Quelle: Ärzte gegen Tierversuche vom 13. Oktober 2004

Aktuelle Tierversuchsstatistik in der Kritik

Im Jahre 2003 litten und starben 2.112.341 Wirbeltiere in deutschen Versuchslaboratorien. Darunter waren 4.886 Hunde, 653 Katzen, 104.418 Kaninchen, 42.012 Meerschweinchen, 1.180.355 Mäuse, 501.228 Ratten, 718 Pferde und Esel, 1.923 Affen und viele weitere Tierarten. Die jetzt vom Bundesministerium für Verbraucherschutz herausgegebene Versuchstierstatistik (1) zeigt einen leichten Rückgang um 4,5% gegenüber dem Vorjahr. Die Ärzte gegen Tierversuche halten keinen einzigen dieser Tierversuche für notwendig.

Für Substanzen im Bereich der Landwirtschaft wurden 28.952, im Bereich Industrie 23.478, für Lebensmittelzusatzstoffe 660 und Futtermittelzusatzstoffe 240 Tiere vergiftet. Die vom Tierschutzgesetz geforderte ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen dürfte besonders in diesem Bereichen mehr als zweifelhaft sein, kritisiert die Ärztevereinigung. In der Grundlagenforschung, die mit 850.710 Tieren den größten Anteil am Tierverbrauch hat, ginge es laut Ärzte gegen Tierversuche hauptsächlich um Profilierung und Karriere. Selbst im Arzneimittelbereich (830.742 Tiere) sei ein Nutzen für den Menschen nicht erkennbar.

Der Blutfettsenker Lipobay und das Rheumamittel Vioxx sind aktuelle Beispiele dafür, dass Tierversuche gravierende Probleme, die schließlich zur Marktrücknahme von Medikamenten führen, nicht verhindern können. Einer amerikanischen Studie zufolge werden 50 Prozent der Nebenwirkungen von Medikamenten erst innerhalb von sieben Jahren nach ihrer Zulassung bekannt, also lange nach Beendigung der Tierversuche (2). Viele Gesundheitsschäden durch Substanzen aller Art werden gar nicht erkannt oder können vom Geschädigten nicht bewiesen werden.

Trotz intensiver tierexperimenteller Forschung stellt Krebs nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache in den Industrieländern dar. Bei einer Reihe von Krebsarten hat es in den vergangenen 25 Jahren überhaupt keinen Fortschritt gegeben, ist das Ergebnis einer aktuellen, im Spiegel vorgestellten Studie. Heutige Patienten versterben demnach genauso schnell an Krebs wie ihre Leidensgenossen vor einem Vierteljahrhundert. Für viele Krebspatienten ist die Chemotherapie mit ihren Folgebeschwerden gar eine »Giftkur ohne Nutzen« (3). Dabei wären fast 80 % aller Krebserkrankungen vermeidbar. Anscheinend, so die Ärztevereinigung, hält man auch deshalb krampfhaft am Tierversuch fest, weil sich mit der Behandlung von Krankheiten mehr Geld verdienen lässt als mit Prävention.

Die Entwicklung bei den Zivilisationskrankheiten ist ein Armutszeugnis für die Tierversuchsmedizin. Die Ärzte gegen Tierversuche fordern Wissenschaftler, Mediziner und Politiker auf, Steuergelder nicht weiter in der tierexperimentellen Forschung zu verschwenden, sondern sich im Interesse der Bevölkerung für die Verhinderung der Entstehung von Krankheiten einzusetzen.

(1) www.verbraucherschutzministerium.de
(2) JAMA 287, 2002
(3) Der Spiegel 41/2004, S. 160-162

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