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Stressforschung an Tieren-Rennen bis zum Umfallen

Stressforschung an Tieren-Rennen bis zum Umfallen

www.datenbank-tierversuche.de Newsletter vom 01.02.2006

"Meine Güte, war das heute wieder ein Stress im Büro, zu viel Arbeit und zu wenig Zeit. Und dann auch noch der endlose Stau auf dem Nachhauseweg". Wer kennt ihn nicht, den Stress. Es gibt zahllose Stressfaktoren und jeder von uns reagiert anders darauf. Der eine wird durch Prüfungsangst oder die staendige Reizüberflutung in Stress versetzt, einem anderen machen Mobbing, Über- oder Unter- forderung beim Job zu schaffen, der nächste wird durch Konflikte mit dem Partner oder der Familie gestresst.

Bei dieser Vielfalt möglicher Auslöser verwundert es, wie Forscher überhaupt auf die Idee kommen können, Stress im Tierversuch simulieren zu wollen. Nach dem Motto "Geht nicht, gibt's nicht" lassen sich die Experimentatoren einiges einfallen, um Stress bei Tieren zu erzeugen.

- Mäuse werden 24 Stunden lang mit lauten Tönen in 15 Sekunden- Intervall traktiert. Diese Töne mit einer Frequenz von 200 Hertz werden normalerweise zur Vertreibung von Nagern verwendet. (Dokument-ID: 3155)

- Mäuse werden einen Monat lang einmal täglich abwechselnd drei verschiedenen Stressoren ausgesetzt: Eine Maus wird in einer kleinen, löchrigen Plastikbox 15 Stunden lang in den Käfig einer Ratte gesetzt. Sie wird 2 Stunden lang in eine enge Plastikröhre gesteckt und 6 Minuten lang am Schwanz aufgehängt. (Dokument-ID: 3253)

- Eine Ratte wird in eine Kammer mit Gitterboden gesetzt. Alle 24 Sekunden wird der Gitterboden fuer 60 Sekunden unter Strom gesetzt. Die Ratten können den Elektroschock beenden, indem sie einen Hebel drücken. Tiere, die den Zusammenhang zwischen dem Hebel und dem Nachlassen des Schmerzes nicht verstehen, sitzen still auf einem der Gitterstäbe und lassen die Stromstösse über sich ergehen. Sie sind "erlernt hilflos" und werden als "Modell" fuer die Depression verwendet. (Dokument-ID: 3041)

- Zur Auslösung von akutem Stress, werden Ratten eine Stunde lang in eine enge Plastikröhre gesteckt, in der sie sich nicht bewegen können. Chronischer Stress wird simuliert, indem die Tiere 5 Tage lang jeden Tag eine Stunde in einer engen Röhre immobilisiert werden. (Dokument-ID: 3043)

- Ratten werden zehn Minuten lang in einem glattwandigen Gefäss zum Schwimmen gezwungen. (Dokument-ID: 1348)

- Eine Maus muss in einem Laufrad bis zur völligen Erschöpfung laufen. Wenn sie nicht mehr kann, fällt sie nach hinten auf ein Metallgitter, wo sie einen elektrischen Schlag erhält. So wird sie gezwungen weiterzulaufen. Die völlige Erschöpfung wird angenommen, wenn eine Maus länger als 15 Sekunden auf dem Elektroschockgitter sitzen bleibt oder mehr als 15 mal pro Minute darauf fällt. (Dokument-ID: 3222)

- Ratten werden 14 Wochen lang einem kontinuierlichen Dauerstress ausgesetzt, indem Futter oder Wasser entzogen, die Tiere mit Flackerlicht (stroboskopisches Licht) beleuchtet werden, der Käfig hin und her gekippt, der ag/Nachtrhythmus gestört oder indem kaltes Wasser in die Sägemehlstreu gegossen wird. (Dokument-ID: 1234)

Die genannten Beispiele sind alle in unserer Datenbank erfasst und können unter der entsprechenden Dokument-ID nachgelesen werden.

Wozu diese extreme Tierqual? Vielfach werden die gestressten Tiere geköpft, um die Vorgänge in ihren Gehirnen zu untersuchen. Bei anderen Versuchen geht es um den Zusammenhang zwischen Stress mit anderen Erkrankungen, wie Kolitis (Dickdarmentzuendung) oder Depression.

Gibt es nicht genügend gestresste Menschen, an denen Untersuchungen erfolgen könnten? Was nützt es Ratten und Mäusen zu quälen? Auf diese Weise können allenfalls Erkenntnisse über die Mechanismen in den Gehirnen dieser Tiere gewonnen werden, nicht aber über die des menschlichen Gehirns. Menschen leben in einer besonders abwechslungsreichen Umwelt und sind vielfältigsten Einflüssen ausgesetzt, die die Entstehung von Stress und die damit in Verbindung gebrachten Krankheiten beeinflussen. Diese Vielfalt lässt sich im "Tiermodell" nicht einmal annähernd nachempfinden. Die Tierversuche sind vollkommen sinnlos. Studien mit Freiwilligen könnten hingegen Aufschlüsse ueber die Entstehung von Stress und die Zusammenhänge mit anderen Krankheiten geben. Gehirnuntersuchungen am Menschen können zum Beispiel mit computertomographischen oder anderen bildgebenden Verfahren vorgenommen werden.

Dr. med. vet. Corina Gericke


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