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Wildhunde in der Hansestadt

Wildhunde in der Hansestadt

Presseartikel von Micha Dudek am 02.12.03

Er ist der älteste lebende Vertreter der Familie der Wildhunde, ein enger Verwandter von Fuchs, Wolf und Haushund. Seit gut 20 Jahren ist der ursprünglich aus Ostasien stammende Marderhund ( Nyctereutes procyonoides ) in Hamburg ansässig.

Zwei- bis dreimal pro Jahr wird das Hamburger Tierheim benachrichtigt, ein waschbärähnlicher Hund habe sich im Hinterhof verirrt.
Der Marderhund ist in vielerlei Hinsicht ein biologisches Phänomen. Er besitzt eine Waschbären ähnelnde Gesichtsmaske mit kleinen frechen Knopfaugen und Lakritznase. Dabei misst er gerade einmal 22 Zentimeter Schulterhöhe und wiegt mit vier bis sechs Kilogramm im Sommer nur gut die Hälfte seines Wintergewichtes. Denn er hält, als einziger Wildhund, eine knapp dreimonatige Winterpause.

Um diese Ruhephase gut zu überstehen, legt er sich im Herbst eine dicke Speckschicht zu. Er ernährt sich fas ausschließlich vegetarisch. Das dicke Fell, das sich der Marderhund zu seinem Schutz zulegt, interessiert den Menschen seit jeher. Er pferchte den armen Hund deshalb ähnlich wie Nerz und Polarfuchs auf Farmen ein.

Seit 1928 wurde der Enok, wie er in Ostasien heißt, als Jagdtier westlich des Urals ausgesetzt. Von hier aus eroberte der kleine Kerl inzwischen selbstständig weite Teile Europas. Auch Hamburg.

Aber er trifft hier nicht nur auf Gegenliebe. Marderhunde dürfen das ganze Jahr über gejagt werden. Nur für Elterntiere besteht eine Schonzeit in den Monaten Mai bis August. Bei einer Fähe mag man noch sehen, dass sie Junge säugt und führt. Dem dazugehörigen Rüden sieht man das sicher nicht an. Dabei teilen sich die beiden die Kindererziehung.

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg der Marderhunde sind ihre regelmäßigen Besuche bei den Nachbarn. Man kennt sich gut und pflegt Kontakt. Sie leben somit in einem räumlich verteilten Rudel - eine lebensnotwendige "Großfamilie".

Trotz der Jagd steigen die Chancen, auf Hamburgs nächtlichen Straßen einen Marderhund zu begegnen.

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